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Praktische Anwendungen der Blockchain für Finanzdienstleister

Appian Contributor
June 6, 2018

Meinen letzten Beitrag widmete ich bereits einer kurzen Einführung in die Blockchain, in der wir uns die Unterschiede zwischen privaten und öffentlichen Blockchains ansahen und kurz einige der relevanten Konsortien vorstellten. In dem heutigen Beitrag beschäftigen wir uns nun damit, welche Vorteile die Blockchain zukünftig für die Finanzdienstleistungsbranche bietet und wie der gesamte Sektor dadurch enorme Zeit- und Geldeinsparungen erzielen kann.

Die Blockchain als transformative Technologie

Führende Finanzunternehmen greifen heute schon gewohnheitsgemäß auf Technologien zurück, die innovative Entwicklungen automatisieren, beschleunigen und auch vereinfachen, da nur so effektiv neue Geschäftschancen erschlossen werden können. Auch die Blockchain birgt in diesem Bereich großes Potenzial. Diese Technologie könnte unsere Finanztransaktionen zukünftig ganz neu definieren. Bislang sind allerdings noch nicht alle Vorteile und Risiken der Blockchain erforscht worden und es wird wohl noch einige Zeit dauern, bis sie umfassende Anwendung finden wird.

„ … innerhalb der Blockchain-Branche erwartet man sich zukünftig Veränderungen im gleichen Maßstab wie bei der Erfindung des Internets.“ – Harvard Business Review

Innerhalb der Finanzdienstleistungsbranche gibt es eine ganze Reihe von Anwendungsmöglichkeiten für die Blockchain. Wir werden uns in diesem Beitrag fünf der Bereiche ansehen, in denen Finanzunternehmen unseres Erachtens nach enorm von der Blockchain profitieren können.

Clearing und Settlement

Das World Economic Forum schätzt, dass im Jahr 2027 Assets im Wert von zehn Prozent des globalen BWPs in der Blockchain hinterlegt sein werden. Sie ist daher auch für Clearing und Settlement von Interesse. Heutzutage kann sich der Settlement-Prozess (abhängig von der Asset-Art) noch recht langsam und kostenaufwändig gestalten; die Kaufabwicklung umfasst oft mehrere Vermittler, so dass das Settlement zwei oder mehr Tage in Anspruch nimmt. Die Distributed-Ledger-Technologie bietet nun den Vorteil, dass Transaktionen nicht manipuliert werden können, und die Abwicklung von Clearing und Settlement erfolgt quasi unmittelbar, wodurch das Kontrahentenrisiko sinkt und die allgemeine Finanzstabilität verbessert wird. In der Blockchain entsteht eine „Single Source of Truth“ – also eine einzige Quelle mit authentischen Daten –, welche die gesamte Chronologie der Besitzverhältnisse von Assets auf unzähligen Kopien akkurat festhält. Die Kosten für die Abstimmung könnten dadurch erheblich gesenkt werden. Mit diesen Kosteneinsparungen und Effizienzsteigerungen ist der Weg frei für Prozessoptimierungen und einen zielorientierten Geschäftsbetrieb.

Smart-Contracts

Smart-Contracts sind Computerprogramme oder Protokolle, welche die Erfüllung von Vertragsvereinbarungen erleichtern, prüfen oder sogar selbst vornehmen. Solche Smart-Contracts könnten für eine Reihe von Dokumenten verwendet werden, so etwa für Versicherungspolicen, Beteiligungen, Bankverbindungen, Kredithistorien, Steuererklärungen oder Gewinn- und Verlustrechnungen. Da bei Smart-Contracts ein Softwarecode Prozessschritte automatisiert, die normalerweise manuell durchgeführt werden müssten, werden diese Geschäftsprozesse beschleunigt. Die Finanzdaten sind in einem verteilten System gespeichert und die Durchführung erfolgt automatisch über das Netzwerk (nicht über eine einzelne Institution), wodurch das Risiko einer Manipulation oder Nichtverfügbarkeit und von Fehlern minimiert wird. So gibt es bei Smart-Contracts eigentlich keinen Bedarf mehr an externen Vermittlern, die als Vertrauenspersonen zwischen zwei Parteien agieren, welche nun wiederum Zeit und Geld sparen und unnötige Konflikte vermeiden. Accenture schätzt beispielsweise, dass Investmentbanken durch den Einsatz von der Blockchain und Smart-Contracts jährlich Einsparungen im Wert von 12 Milliarden USD machen könnten.

Heimatüberweisungen

Bei dieser Art der Überweisungen ins Ausland bietet die Blockchain die Möglichkeit, die üblichen Hindernisse wie lange Bearbeitungszeiten, überhöhte Bearbeitungsgebühren und eingeschränkte Auszahlungsmöglichkeiten zu überwinden. Heimatüberweisungen stellen eine wichtige Einnahmequelle für Millionen von Familien in Entwicklungsländern dar. Laut Weltbank wurden 2016 mehr als 429 Milliarden USD aus wirtschaftsstarken Ländern in Entwicklungsländer überwiesen. Dort können sich heutzutage aufgrund sinkender Hardwarekosten viele Personen, die nicht über ein Bankkonto verfügen, stattdessen ein Smartphone leisten, über das sie mithilfe der Blockchain jederzeit weltweit Geld versenden können. Einige der neuen Unternehmen, die heute bereits Heimatüberweisungen per Blockchain ermöglichen, sind das afrikanische BitPesa, CoinPip aus Singapur und Volabit aus Mexiko.

Kreditvergabe

Die Blockchain könnte für zusätzliche Transparenz bei der Kreditvergabe sorgen, wenn Finanzinstitute sie in Kombination mit performanten Analytics-Tools nutzen, um die Entscheidungsfindung zu unterstützen. Die digitale ID eines Kreditnehmers in der Blockchain könnte Aufschluss über die Hypothekenhistorie, ausstehende Forderungen, die Bonität, das Einkommen und vieles mehr bieten. Beim Antrag auf ein Darlehen könnte diese ID an Kreditgeber und Auskunfteien übermittelt und für die Prüfung des Beschäftigungsverhältnisses genutzt werden. Auch hier würden die Bearbeitungszeiten drastisch reduziert werden. Die Blockchain-Technologie könnte zur Optimierung und Effizienzsteigerung bei der Kreditbetreuung eingesetzt werden und sogar Peer-to-Peer-Kredite wieder aufleben lassen. Laut Capgemini wird die Hypothekendarlehensbranche enorm vom Einsatz von Smart-Contracts profitieren. Verbraucher müssten pro Darlehen etwa 480 bis 960 USD weniger ausgeben und Banken könnten ihre jährlichen Kosten um 3 bis 11 Milliarden USD senken, da die Bearbeitungskosten für Kreditprüfungen auf dem US-amerikanischen und europäischen Markt gesenkt werden könnten. Auch in diesem Bereich gibt es bereits Unternehmen, die Darlehensverträge über die Blockchain anbieten: SALT, ETHLend und Ripio Credit Network.

Technologiebasierte Regulierung

Das Funktionsprinzip der Blockchain setzt voraus, dass Datenkopien auf das ganze Netzwerk verteilt werden und es automatisch einen kontinuierlichen Prüfpfad gibt. Unter diesen Voraussetzungen müssten Regulierungsbehörden Informationen nicht selber erfassen, speichern und zusammenführen. Es gäbe nur einen einzigen geteilten Ledger-Eintrag, wodurch weniger Dubletten in den verschiedenen Behörden und Finanzinstituten bestünden, was wiederum zu branchenweiten Kosteneinsparungen führen würde. Auch würden die aufsichtsrechtlichen Prüfungsprozesse beschleunigt und verbessert werden, da es keinen Bedarf mehr an Abstimmungen gäbe. Ein Anwendungsfall für die Blockchain wäre etwa KYC (Know Your Customer). Man müsste sich bei diesem Prüfungsprozess dann nicht mehr auf eine Drittpartei verlassen, sondern könnte schlicht einen Datensatz hinzuziehen, dem das gesamte Netzwerk vertraut. Die digitale Effizienz, die verteilte Struktur und die verbesserte Sicherheit machen die Blockchain zu einer einzigartigen, zuverlässigen Quelle der Wahrheit für KYC und andere Identitätsprüfungen. Einige etablierte Finanzinstitute investieren jetzt bereits in Blockchain-Lösungen, um gesetzliche Compliance-Herausforderungen zu bewältigen. Ein nennenswertes Projekt ist hier Massive Autonomous Distributed Reconciliation (Madrec) . Das sind UBS, Barclays, Credit Suisse, KBC, SIX und Thomson Reuters, die aktuell eine Blockchain-Plattform testen, um ihre Compliance mit MiFID II zu gewährleisten.

„Der Einsatz der Blockchain, um regulatorischen Anforderungen in kosteneffektiver Weise nachzukommen, hat wirklich etwas für sich.“ Emmanuel Aidoo, Credit Suisse

Die vorgestellten Beispiele sind nur eine kleine Auswahl der vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der Blockchain für Finanzdienstleister. Die Blockchain hat das transformative Potenzial, traditionelle Barrieren im Bereich der Finanzdienstleistungen zu durchbrechen und Stolpersteine in der Wertschöpfungskette zu entfernen.

In unserem dritten und letzten Beitrag dieser Serie sehen wir uns an, welche Rolle Appian dabei spielen kann. Sind Sie schon bereit, erste eigene Blockchain-Anwendungen zu entwickeln? Wir unterstützen Sie dabei mit der leistungsfähigen und nutzerfreundlichen Appian Plattform.

Weitere Informationen zur Blockchain

Wir werden hier zukünftig Blog-Beiträge zu den Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain in der Finanzdienstleistungsbranche veröffentlichen, also schauen Sie gerne mal wieder vorbei. Passend zu diesem Thema können Sie sich nun auch für unser Blockchain-Webinar registrieren, bei dem unser Gastredner von MWD Advisors weitere interessante Ideen zur Blockchain mit uns teilt.

Blockchain für Unternehmensanwendungen