Der Begriff „Robotic Process Automation“ (RPA) ruft Bilder hervor, die man sonst nur aus Science-Fiction-Filmen kennt. Man stellt sich Drohnen und Industrieroboter vor, die in einer Fabrik umherschwirren und Aufgaben erledigen, die normalerweise ein Mensch verrichten würde. In der Realität ist RPA nicht ganz so exotisch, aber ähnlich disruptiv. RPA-Technologien entwickeln auf Software basierende Bots, die vorgefertigten Skripts folgen, um Arbeit zu verrichten, für die andernfalls manuelle Interaktionen notwendig wären. Aufgaben, die von Natur aus immer wieder nach demselben Muster ablaufen, führen diese Roboter mit einer unglaublichen Effektivität durch.
Ein Versicherungssachverständiger beispielsweise, der Daten aus Berichten ausliest, diese in Form von Tabellen zusammenstellt und Berechnungen durchführt, erledigt einen Großteil an Aufgaben, die automatisiert werden können. Mit RPA lässt sich ein Bot programmieren, der Daten aus verschiedenen Quellen ausliest und dann einen einfachen regelbasierten Ansatz verfolgt, um potenzielle Risiken zu kennzeichnen, die anschließend weiter von Menschen untersucht werden.
Der RPA-Sektor wächst rasant
Eine Studie von MarketsandMarkets hat ergeben, dass der globale Markt für RPA-Technologie immer schneller an Fahrt gewinnt, das zumindest lässt die jährliche erwartete Gesamtwachstumsrate von 30,14 Prozent zwischen 2017 und 2022 vermuten. MarketsandMarkets geht davon aus, dass der RPA-Markt bis 2022 mit etwa $2.467 Mio. bewertet wird.
RPA-Technologien ermöglichen eine zuverlässigere Prozessautomatisierung.
Da RPA so schnell an Fahrt gewinnt, müssen sich Organisationen gründlich überlegen, wie sie die Technologie für sich nutzen können.
Ein Blick auf die Auswirkungen von RPA
RPA bietet eine bewährte Lösung für Unternehmen, die aufgrund von Altsystemen oder Prozessen, für die viele Mitarbeiter notwendig sind, mit Ineffizienzen und Herausforderungen zu kämpfen haben. Organisationen, die RPA lediglich als Tool für die Automatisierung von Aufgaben betrachten, mit dem sich Kosten senken lassen, sollten ihre Herangehensweise überdenken und sich überlegen, wie RPA eingesetzt werden kann, um einen größeren geschäftlichen Nutzen zu erzielen.
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In einer Studie empfiehlt Gartner, Inc. Organisationen, eine sogenannte Enterprise Automation Roadmap (EAR), das heißt einen Plan für die Unternehmensautomatisierung, zu entwickeln: „Viele Organisationen entscheiden sich direkt für eine RPA-Software und starten ein Projekt. Dabei sollte die Ermittlung der Einsatzmöglichkeiten und Funktionalitäten von RPA zusammen mit der Entwicklung einer umfassenden Enterprise Automation Roadmap erfolgen.“1
Der Bericht betont die Risiken einer Strategie, bei der die Kostensenkung im Vordergrund steht: „In der Hälfte aller Unternehmen, die sich fälschlicherweise auf die Reduzierung von Arbeitskräften und nicht auf die Verbesserung der Geschäftsergebnisse konzentrieren, wird sich die Prozessautomatisierung bis 2019 nur begrenzt auf das Umsatzwachstum auswirken.“
Mit RPA und BPM zu einer umfassenden Automatisierungsstrategie
Unternehmen, die eine EAR planen, müssen verschiedene Automatisierungstechnologien ganz genau unter die Lupe nehmen und das Zusammenspiel verstehen. Organisationen, die sich die Mühe machen, zu verstehen, wie Technologien wie RPA, Geschäftsprozessmanagement (BPM) und künstliche Intelligenz (KI) kombiniert werden können, um eine umfassende Automatisierungsstrategie für das Unternehmen zu entwickeln und umzusetzen, haben einen enormen Vorteil.Hier sind einige Beispiele, wie RPA und BPM einen erheblichen Mehrwert liefern können:
Bessere End-to-End-Automatisierung: BPM-Tools bieten leistungsstarke Möglichkeiten zur Koordination von Prozessen, die für die End-to-End-Automatisierung von Geschäftsprozessen verwendet werden können. Die digitale Belegschaft der Software-Roboter lässt sich an verschiedenen Stellen im gesamten Geschäftsprozess einsetzen, um repetitive Arbeit zu übernehmen, damit diese nicht mehr von Menschen erledigt werden muss. Das Ergebnis: mehr Automatisierung und ein besserer Einblick in den gesamten Geschäftsprozess. Diesen Punkt fasst Craig Le Clair, VP & Principal Analyst bei Forrester Research ziemlich gut zusammen:
„RPA steht für den Fortschritt als Vorstufe zur digitalen Belegschaft von morgen, lässt sich aber heute einfach für die Automatisierung von repetitiven Aufgaben, jedoch ohne Einblick in den End-to-End-Prozess oder in Geschäftsziele einsetzen. RPA wird vom erweiterten Regelmanagement und der verbesserten Prozesskontrolle auf Low-Code- und BPM-Plattformen profitieren.”
Schnelle Transformation ohne invasive Integrationsprojekte: Viele Organisationen stecken heute in komplexen Geschäftsprozessen und veralteten Geschäftssystemen fest, die sie auf ihrem Weg in Richtung Innovation ausbremsen. Für solche Organisationen kann die Kombination aus Automatisierungstechnologien wie RPA und BPM unglaubliche Ergebnisse erzielen. Denn mit diesen Technologien können Organisationen moderne Geschäftsanwendungen entwickeln, ohne zeitraubende und kostenintensive Integrationsprojekte durchführen zu müssen. Die Folge sind ein besseres Kundenerlebnis und effizientere operative Abläufe in einem Bruchteil der Zeit und mit weniger Aufwand. Hier ist ein tolles Beispiel, wie Aviva sein Kundenerlebnis transformieren konnte, indem eine kombinierte Lösung aus RPA und BPM eingesetzt wurde.
Zusammenarbeit zwischen Menschen und digitaler Belegschaft: Da immer mehr Organisationen auf die digitale Belegschaft setzen, wird es auch immer wichtiger, sicherzustellen, dass die Arbeitsübergabe nahtlos erfolgt und eine produktive Zusammenarbeit zwischen Software-Robotern und Wissensarbeitern möglich ist. Stellen Sie sich einfach vor, Sie erhalten eine Benachrichtigung auf Ihrem Smartphone, dass Roboter „Andy“ 300 Auftragseingänge bearbeitet hat und einer davon von Ihnen genehmigt werden muss, und Sie wissen, was ich meine.
Was erwartet uns in Zukunft in puncto RPA?
Organisationen arbeiten daran, ihre Geschäftsprozesse noch weiter zu automatisieren und ein bahnbrechendes Kundenerlebnis zu schaffen. Sie überdenken die Art, wie Geschäfte durchgeführt werden, immer mit dem Ziel, eine komplett digitale Self-Service-Umgebung zu schaffen. Stellen Sie sich vor, Sie loggen sich bei der mobilen App Ihrer Bank ein und sprechen mit einem virtuellen Assistenten über Ihre Belange und die Probleme werden sofort gelöst. In einem typischen großen Unternehmen mit Hunderten IT-Systemen ist für so eine Anwendung viel Arbeit im Hintergrund notwendig.
Um solch ein nahtloses Kundenerlebnis zu schaffen und Automatisierung zu erzielen, müssen Organisationen für eine Vielzahl der beteiligten Geschäftsprozesse verschiedene Automatisierungstechnologien implementieren. RPA ist eine davon und wird eine wichtige Rolle in der Gesamtlösung einnehmen.
1 Gartner. Robotic Process Automation: Acht Tipps für effektive Ergebnisse, Cathy Tornbohm, 12. Oktober 2016
